- Was war für Sie der ausschlaggebende Punkt, sich im Zusammenhang mit dem Campus Mühleboden zu engagieren?
Dass das Schulhaus Mühleboden saniert werden muss und die Räumlichkeiten den heutigen Bedürfnissen einer Primarschule angepasst und erweitert werden sollen, bestreiten wir nicht. Die Angelegenheit droht jetzt aber auszuufern, was die Abfolge der Entscheidungen und die absehbare Kostenentwicklung betrifft. Im Oktober 2019 überzeugte der Gemeinderat die Gemeindeversammlung, dass ein Rückbau und Neubau des Schulhauses zielführend sei. Der sogleich initiierte Architekturwettbewerb wurde im September 2020 sistiert, weil man zuerst eine Lösung suchen musste für das während der Bauphase benötigte Schulprovisorium. Ein rückblickend sicher günstigeres und gängiges Containerprovisorium auf dem Sportplatz Mühleboden wurde zu Gunsten des Kaufs der Liegenschaft Benkenstrasse 8 und des Swisscom Gebäudes, Benkenstrasse 20 verworfen. Dass das Swisscom Gebäude auch stark sanierungsbedürftig ist, wusste man damals schon.
Im Dezember 2022 beschloss eine Mehrheit an der Gemeindeversammlung, dass der ursprüngliche Architekturwettbewerb für ein Neubau des Schulhauses Mühleboden umgewidmet werden soll zu einem Studienauftrag mit dem Zweck der Entwicklung des gesamten Areals. Dieser Studienauftrag erhielt plötzlich die aufgeblasene Bezeichnung „Campus Mühleboden“ und sollte zehn Gebäude umfassen. Den fünf beauftragten Architekturbüros wurden lediglich Vorgaben gemacht hinsichtlich möglicher Gebäudenutzung auf dem Campus und zur Nachhaltigkeit. Ein Kostendach als finanzielle Leitplanke wurde nicht gesetzt.
Das Projekt des Architekturbüros Comté/Meuly aus Zürich wurde von einer Jury von Gemeindevertretern im Juni 2024 als Siegerprojekt ausgesucht und vorgestellt. Immerhin ist man zur Einsicht gelangt, dass eine Sanierung des Schulhauses anstelle eines Neubaus zweckmässiger ist.
Die Projektierung eines ganzen Campus mit baulichen Eingriffen an zehn Gebäuden ist haarsträubend, was die jetzt schon absehbaren Kosten betrifft. Der Gemeinde Therwil fehlt das Geld. Deshalb sah sich das überparteiliche Komitee bestehend aus Finanzfachkräften und Immobilienspezialisten in der Pflicht jetzt die Reissleine zu ziehen und das Referendum zu ergreifen gegen den teuren Projektierungskredit. Es ist unsinnig etwas bis zur Baureife zu projektieren, was aus Kostengründen am Ende nicht realisiert werden kann.
- Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Argumente für bzw. gegen das Projekt Campus Mühleboden?
Die überzeugenden Argumente gegen das Projekt finden sich im Flyer des Referendumskomitees.
- Investition von 45 Mio. für einen Campus ist zu teuer.
- Jugendräume und Asylunterkunft sind nicht berücksichtigt.
- Keine Verlegung der Bibliothek ins Swisscom Gebäude.
- Massive Steuererhöhung ist die direkte Folge.
- Therwil braucht eine Finanzstrategie.
- Unsere Kinder verdienen eine Zukunft ohne masslose Verschuldung.
- JA zu zweckmässigen Sanierungen und Erweiterungen ohne Campus.
- Was wünschen Sie sich für den weiteren politischen Prozess und die Diskussion in der Bevölkerung?
Eine aufmerksame, faire, vernünftige und unvoreingenommene Auseinandersetzung mit den Argumenten. Die Bereitschaft, jetzt die bisherige Planung zu überdenken.
(Wäre ein Container Provisorium vielleicht doch vernünftiger anstelle des Swisscom Gebäudes?)
- Wenn Sie an den Abstimmungssonntag denken: Was wünschen Sie sich vom Entscheid der Bevölkerung?
Ein NEIN zu diesem teuren Projektierungskredit für ein riesiges Bauprojekt, welches wir schlussendlich gar nicht realisieren könnten. Die Stimmberechtigten erkennen die Risiken einer masslosen Verschuldung und bekennen sich zum verantwortungsbewussten Umgang mit den Gemeindefinanzen. Danach soll eine ausreichende Minimalvariante ausgearbeitet werden, die eine gute Schule garantiert und Geld übrig lässt für andere wichtige Investitionen.